Der Ausstieg auf Zeit als Mittel der Mitarbeiterbindung in Unternehmen?
Ob Elternzeit, Sabbatical oder Pflegezeit. Zunehmend mehr Arbeitnehmer möchten davon Gebrauch machen, eine berufliche Auszeit zu nehmen. Sei es aus familiären Gründen, wie der Pflege naher Angehöriger, unvorhersehbaren gesundheitlichen Gründen oder aber um die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Die Mitarbeiterzufriedenheit bestimmt das Unternehmensklima und hat unmittelbar Auswirkungen auf die internen Leistungen. Kann ein Ausstieg auf Zeit helfen, Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden? Sollten Unternehmen ihren Mitarbeitern unter bestimmten Bedingungen eine Auszeit sogar aktiv anbieten?
Gründe für einen Ausstieg auf Zeit
Bekanntermaßen haben nicht nur Krankenkassen die Gefährdung der Arbeitnehmer durch Stress erkannt und bieten vermehrt gesundheitsfördernde Maßnahmen und Sportprogramme an, die Stress im Unternehmen und während der Arbeit reduzieren und einen Ausgleich zum Arbeitsalltag schaffen sollen. Bevor es durch Überlastung und Stress zu einem Zusammenbruch, etwa in Form eines Burnouts, oder einer Langzeiterkrankung kommt, sollten Arbeitnehmer die Reißleine ziehen können und eine Auszeit beantragen dürfen.
Die Gründe für einen beruflichen Ausstieg auf Zeit können jedoch letztlich sehr unterschiedlich sein. Sei es um Kraft für Neues zu schöpfen und zum Beispiel die lang ersehnte Weltreise zu machen, oder um eine Fortbildung für eigene berufliche Weiterentwicklung zu machen und sich dazu aus dem Arbeitsalltag gezielt herauszunehmen. Einige gehen gar einer völlig anderen Tätigkeit nach, einfach um einmal aus dem Arbeitsalltag herauszukommen und sich auch beruflich durch Abstecher in unbekanntes Terrain neue Horizonte zu erschließen, beispielsweise um sich sozial zu engagieren. Ein Sabbatical oder Sabbatjahr kann zwischen drei und zwölf Monaten oder länger dauern.
Ein Sabbatical wirkt sich nicht nur für einen einzelnen Mitarbeiter vorteilhaft aus. Vielmehr hat das Wohl des Mitarbeiters auch unmittelbare Vorzüge für die Stimmung im gesamten Unternehmen. Einerseits, weil der Ausstieg die Fähigkeiten, die Gesundheit oder die Motivation des Mitarbeiters steigert. Andererseits, weil Mitarbeiter sich und ihre Bedürfnisse akzeptiert sehen und Ihrem Unternehmen mehr Vertrauen schenken. Das Sabbatical sollte von Beschäftigten nicht als Karriereknick und von Unternehmen nicht als Ballast empfunden werden. Sabbaticals haben Vorteile sowohl für Mitarbeiter als auch die Unternehmen – diese Einsicht gewinnt auf beiden Seiten zunehmend an Attraktivität.
Was sagt das Gesetz?
Zurzeit besteht in Deutschland kein rechtlicher Anspruch auf ein Sabbatjahr. Bisher ist es von der Kulanz des jeweiligen Unternehmens abhängig, ob es ihren Mitarbeitern dieses gewährt. Bei einer Auszeit geht es jedoch nicht nur um Selbstverwirklichung. Sie kann auch notwendig werden, wenn ein Familienmitglied oder naher Angehöriger pflegebedürftig wird. Für eine begrenzte Zeit können Arbeitnehmer von der so genannten Familienpflegezeit Gebrauch machen. Seit dem 01.01.2015 gelten neue Regelungen, die im Familienpflegesetz verankert sind. So können Arbeitnehmer z. B. im akuten Bedarfsfall bis zu 10 Tage frei nehmen, um eine bedarfsgerechte Pflege zu organisieren oder zu leisten. Als Lohnersatzleistung wird ein Pflegeunterstützungsgeld von der Pflegekasse oder Versicherung des zu Pflegenden gezahlt. Nach wie vor haben Beschäftigte einen Anspruch darauf, bis zu sechs Monate teilweise oder ganz aus dem Job auszusteigen, wenn sie einen nahen Angehörigen mit Pflegestufe in häuslicher Umgebung pflegen.
Mit dem von der ehemaligen Familienministerin Frau von der Leyen 2007 eingeführten Elterngeld und der damit einhergehenden Planungssicherheit für Familien entschließen sich auch zunehmend mehr Paare für das Elternsein und nehmen die Möglichkeit der Elternzeit war, die auch Vätern zusteht. Für etliche Unternehmen ist dies noch immer Neuland, zumal eine wachsende Zahl von Vätern davon auch Gebrauch machen. Hier sollten Unternehmen fit in Bezug auf die getroffenen gesetzlichen Regelungen sein. Einerseits, um ihre Mitarbeiter kompetent beraten zu können und um für die Sicherstellung der Vertretung des Mitarbeiters frühzeitig personelle Entscheidungen treffen zu können.
Die Möglichkeiten der Absicherung des Mitarbeiterausfalls können sehr unterschiedlich gelöst werden. Je nach Unternehmensart und -größe und Verantwortungsbereich des Mitarbeiters reichen die Möglichkeiten von Arbeitsverteilung auf Kollegen über die Einstellung eines Leiharbeiters bis hin zu befristeten Kurzzeitverträgen. Kleine und mittelständische Unternehmen können den zeitweisen Ausstieg von Mitarbeitern bei einer eher dünnen Personaldecke oftmals nur schwer abfedern und bieten Sabbaticals und Familienauszeiten selten proaktiv an. Dennoch sollten sich Unternehmen frühzeitig über dies Thema informieren um darauf vorbereitet zu sein.
Den Ausstieg auf Zeit richtig umsetzen
Wenn fast die Hälfte der Berufstätigen sich einen Ausstieg auf Zeit wünscht, ist das eine Zahl, die nicht mehr ignoriert werden darf. Als Bindeglied zwischen betrieblicher Gesundheitsförderung und Mitarbeiterbindungsmanagement kann ein gezieltes Angebot und eine Beratung von Auszeiten ein lohnenswertes Mittel für Unternehmen sein, um Mitarbeiter langfristig im Unternehmen zu halten sowie leistungsfähig und gesund zu halten. Um Unternehmen in Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen fit zu machen bzw. auf dem Laufenden zu halten bietet das Institut für Managementberatung ein offenes Seminar zu dieser Thematik an.
Im Seminar Rechtliches und Regelungen zum Ausstieg auf Zeit – Kompaktseminar Arbeitsrecht erhalten Sie alle relevanten rechtlichen Informationen zum Thema Sabbatical, Mutterschutz, Elternzeit, Pflegezeit und Familienpflegezeit sowie zu den Gestaltungmöglichkeiten von Auszeiten. Ebenso widmet sich das Seminar der Gestaltung der Wiedereingliederung der Arbeitnehmer bei der Rückkehr ins Unternehmen. Das Seminar richtet sich an alle Personen mit Personalverantwortung und ist als eintägiges Kompaktseminar konzipiert. Betrachten Sie jede Investition in Ihre Mitarbeiter als eine Investition in die Zukunft Ihres Unternehmens.