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Laterale Führung – Führen, ohne Chef:in zu sein

Erstellt am 24.06.2025 von Patryk Czechowski in Kategorie(n): Business News

Führungskraft spricht mit Team auf Augenhöhe

Wenn wir an Führung denken, denken wir meist automatisch an Hierarchien, Titel und Anweisungen, die von oben kommen. Doch die moderne Arbeitswelt sieht oft ganz anders aus: Projekte verlaufen bereichsübergreifend, Teams arbeiten virtuell zusammen und Mitarbeitende folgen nicht immer einer klassischen Befehlskette. Willkommen in der Welt der lateralen Führung.

📝 Das Wichtigste zur lateralen Führung – kurz & klar

Laterale Führung bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und Menschen zu führen, ohne eine disziplinarische Rolle einzunehmen. Das Führungskonzept basiert auf Verständigung, Vertrauen und informeller Macht – nicht auf Hierarchien. Laterale Führung ist heute unverzichtbar, weil sie Orientierung, Engagement und Zusammenarbeit in einer zunehmend selbstorganisierten Arbeitswelt ermöglicht.

 

Inhalte auf einen Blick

  1. Was ist mit lateral gemeint?
  2. Definition: Was ist laterale Führung?
  3. Beispiel für laterales Führen
  4. Theoriehintergrund: Verständigung, Vertrauen und informelle Macht
  5. Klassische vs. laterale Führung – Vergleich 
  6. Warum ist laterale Führung heute so wichtig?
  7. Herausforderungen lateraler Führung
  8. Schlüsselkompetenzen lateraler Führung
  9. Praxistipps für den Führungsalltag ohne klassische Vorgesetztenrolle
  10. Laterale Führung lernen – Weiterbildung lohnt sich
  11. Fazit: Führen ohne Macht ist möglich – und sogar sehr wirksam
  12. FAQ: Häufige Fragen zur lateralen Führung

 


 

Was ist mit lateral gemeint?

„Lateral“ bedeutet „seitlich“ oder „von der Seite kommend“. Im Führungskontext meint „Führen von der Seite“: Einfluss nehmen, ohne eine formale – also von oben verliehene – Machtposition zu besitzen.

Die folgende Grafik zeigt die wichtigsten Aspekte lateraler Führung auf einen Blick:

Kurzdefinition von lateraler Führung mit den Kernpunkten Verständigung, Vertrauen und informeller Macht sowie Beispiel

Definition: Was ist laterale Führung?

Laterale Führung heißt Führen ohne Vorgesetztenfunktion. Es geht also darum, Verantwortung zu übernehmen und Menschen zu beeinflussen, ohne ihnen disziplinarisch übergeordnet zu sein. Statt auf formaler Macht stützt sich laterale Führung auf Kommunikation, Vertrauen, Fachkompetenz und Beziehungsmanagement.

Zum Einsatz kommt laterales Führen immer dann, wenn die Zusammenarbeit über Abteilungs- und Hierarchiegrenzen hinweg gefragt ist – z. B. in Projekten, agilen Teams oder Matrixorganisationen.

Gleichzeitig ist laterale Führung auch eine allgemeine, moderne Führungshaltung. Während klassische Führung hierarchisch funktioniert, ist der laterale Führungsstil von Grund auf kooperativ angelegt, vergleichbar mit dem Servant Leadeship oder New Leadership.

Beispiel für laterales Führen

Eine Führungskraft im mittleren Management befindet sich häufig in einer lateralen Führungssituation, in der sie Entscheidungen vom Top-Management an das operative Team weitergibt, oft ohne selbst zu entscheiden.

Theoriehintergrund: Verständigung, Vertrauen und informelle Macht

Figuren mit Verbindungen zeigen TeamworkDie Soziologen Kühl & Schnelle beschreiben laterale Führung als ein Zusammenspiel von drei Einflussformen:

  • Verständigung – Ziele und Zusammenhänge klären
  • Vertrauen – Beziehungen aktiv gestalten
  • Informelle Macht – durch Fachwissen und Netzwerke wirken

In ihrem Aufsatz „Führen ohne Hierarchie“ (2009) zeigen sie, dass Führung auch ohne formale Autorität funktioniert, wenn gemeinsame Denkrahmen geschaffen, Beziehungen aktiv gestaltet und Fachkompetenzen strategisch eingesetzt werden. Gerade in dynamischen Organisationen ersetzt dieser Einfluss die Weisungsbefugnis in der klassischen Führung.

Klassische vs. laterale Führung – Vergleich

Was unterscheidet laterale Führung konkret vom klassischen Führungsverständnis? Die folgende Übersicht macht es sichtbar:

Warum ist laterale Führung heute so wichtig?

Organisationen werden flacher, agiler und netzwerkartiger. Mitarbeitende sind in mehreren Teams aktiv, agile Methoden setzen auf die Selbstorganisation von Teams und Projekte verlangen oft interdisziplinäre Zusammenarbeit. In dieser komplexen Welt stößt klassische hierarchische Führung an ihre Grenzen.

Der IW-Report 19/2024 „Führung in der Transformation“ zeigt, wie stark sich die Anforderungen an moderne Führung wandeln. Mitarbeitende stehen dabei immer stärker im Mittelpunkt:

In diesem Setting soll die Führungskraft heute verstärkt als Coach oder Berater agieren, nicht als Vorgesetzte qua Amt.

Laterale Führung bietet eine Lösung auf die Veränderungen in der Arbeitswelt: Sie fördert Eigenverantwortung, Teamwork und Innovation. Damit zeigt sie, wie moderne Führungskräfte in unterschiedlichsten Teamsituationen und -konstellationen effektiv zusammenarbeiten und auf andere Einfluss nehmen – ganz ohne Befehle zu geben.

Herausforderungen lateraler Führung

Kein Führungsstil ist perfekt. Laterale Führung klingt modern und sympathisch, ist aber kein Selbstläufer. Denn ohne formale Macht ist Überzeugungskraft gefragt. Und das kann in der Praxis schwierig sein. Wer nicht mit Autorität wirken kann, muss andere Wege finden:

  • Akzeptanz schaffen: Warum sollten Kolleg:innen auf Sie hören?
  • Vertrauen aufbauen: Ohne Vertrauen keine Gefolgschaft.
  • Konflikte moderieren: Ohne Machtmittel sind Fingerspitzengefühl und diplomatisches Geschick im Konfliktmanagement gefragt.
  • Verantwortung übernehmen: Auch ohne Macht sind Ziele zu erreichen.

Kurzum: Laterale Führung verlangt viel Persönlichkeit, soziale Intelligenz und taktisches Gespür.

Schlüsselkompetenzen lateraler Führung

Wer in der lateralen Führung erfolgreich sein will, sollte gezielt Kompetenzen entwickeln, die den drei Einflussformen nach Kühl & Schnelle entsprechen:

  1. Kommunikationsstärke (Verständigung, Vertrauen & informelle Macht)
    Kommunikation ist der Dreh- und Angelpunkt lateraler Führung. Wer klar, empathisch und strategisch kommuniziert, gewinnt Einfluss, schafft starke Netzwerke und kann Teams erfolgreich ohne formale Autorität führen.

  2. Empathie (Vertrauen)
    Wenn wir unser Gegenüber verstehen, können wir leichter Brücken bauen und Vertrauen schaffen. Das gilt für direkte Gespräche ebenso wie für die Dynamik im Team.

  3. Moderations- und Konfliktlösungsfähigkeit (Verständigung & Vertrauen)
    Unterschiedliche Interessen und Ziele unter einen Hut zu bringen, gewinnt in der heutigen Arbeitswelt zunehmend an Bedeutung.

  4. Selbstreflexion (Vertrauen)
    Wie wirke ich auf andere? Wo sind meine Stärken, wo meine blinden Flecken? Wer sich selbst kennt, führt glaubwürdiger.

  5. Einflussnahme durch fachliche Autorität und Netzwerken (informelle Macht)
    Expertise, Erfahrung und ein gutes Netzwerk sind zentrale Quellen informeller Macht. Wer fachlich überzeugt, sich gut vernetzt und Beziehungen aktiv pflegt, gewinnt Vertrauen und kann auch ohne Weisungsbefugnis wirksam führen.

Lesetipp: Eigenschaften einer Führungskraft: Was starke Leader wirklich ausmacht.

Praxistipps für den Führungsalltag ohne klassische Vorgesetztenrolle

Wenn Sie sich immer noch die Fragen stellen „Wie führe ich lateral?“, dann helfen Ihnen folgende Strategien:

  • Rollen klären: Machen Sie deutlich, welche Verantwortung Sie tragen – und wo die Grenzen liegen.
  • Ziele sichtbar machen: Gemeinsame Ziele motivieren. Sprechen Sie sie aus und holen Sie alle mit ins Boot.
  • Transparenz leben: Offenheit schafft Vertrauen. Halten Sie Absprachen ein und geben Sie Feedback.
  • Feedback einholen: Regelmäßig fragen, wie Ihre Führung ankommt, zeigt Ihre Lernbereitschaft und Wertschätzung für andere.
  • Lob und Anerkennung: Menschen folgen gern denen, die sie wertschätzen.

Laterale Führung lernen – Weiterbildung lohnt sich

💡 Unsere Seminarempfehlung

Unser Institut hat im Austausch mit Leadership-Expert:innen ein Seminar konzipiert, das sich speziell an Fach- und Führungskräfte in lateralen Führungssituationen richtet. Lernen Sie Neues und vertiefen Sie Ihre Kenntnisse praxisnah und interaktiv: Führen ohne Vorgesetztenfunktion.

Die gute Nachricht: Laterales Führen ist erlernbar. Seminare und Coachings bringen praxisnah näher, wie Sie als Führungskraft ohne klassische Machtinstrumente wirksam agieren. Gerade für Projektverantwortliche, Teamleiter:innen oder Agile Coach:innen kann eine Weiterbildung in lateraler Führung den Unterschied machen.

In einer guten Schulung lernen Sie z. B.:

  • Kommunikations- und Konfliktstrategien
  • Persönlichkeits- und Stärkenprofile zu nutzen
  • Gruppendynamiken zu steuern
  • Ihre persönliche Wirkung auf andere bewusst einzusetzen

Fazit: Führen ohne Macht ist möglich – und sogar sehr wirksam

Teambesprechung in einem modernen BüroLaterale Führung ist und wird zunehmend Realität in modernen Unternehmen. Die Art und Weise, wie Menschen erfolgreich zusammenarbeiten, verändert sich kontinuierlich. Die Antwort des lateralen Führungsstils auf die Herausforderungen von heute ist: auf Verständigungs-, Vertrauens- und neue Machtprozesse zu setzen.

Ein Vorteil des lateralen Führens ist, dass Mitarbeitende sich stärker eingebunden fühlen, ihre Eigenverantwortung gestärkt und ihr Engagement für ihre Arbeit erhöht wird. Entscheidungen werden transparenter, Teamarbeit effektiver und Innovationsräume wahrscheinlicher.

Unser Vorschlag: Versuchen Sie, einfach mal quer zu führen.


FAQ: Häufige Fragen zur lateralen Führung

Was ist ein Synonym für laterale Führung?

Ein echtes Synonym gibt es nicht – aber Begriffe wie „Führen ohne Weisungsbefugnis“ oder „kooperative Führung“ beschreiben den Kern gut: Führung ohne klassische Machtmittel.

Was ist eine laterale Führungskraft?

Jemand, der Verantwortung übernimmt, Teams koordiniert oder Projekte steuert – ohne offizielle Vorgesetztenrolle. Beispiele sind Projektleiter:innen, Agile Coach:innen oder fachliche Teamsprecher:innen.

Wie unterscheidet sich laterale von disziplinarischer Führung?

Disziplinarische Führung nutzt formale Macht, z. B. durch Weisungsrecht. Laterale Führung funktioniert über Überzeugung, Kommunikation und Vertrauen – besonders dort, wo klassische Hierarchie nicht greift.

Wo wird laterale Führung besonders gebraucht?

Immer dann, wenn Führung ohne direkte Macht funktioniert: in Projekten, agilen Teams, Matrixstrukturen oder interdisziplinärer Zusammenarbeit.



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