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Servant Leadership – Führung als helfende Hand

Erstellt am 03.02.2021 von Patryk Czechowski in Kategorie(n): Business News

Hand hilft Mitarbeiter, eine Hürde auf einer Treppe zu überbrücken

Wenn der Chef sich selbst an die zweite Stelle setzt

Das Konzept Servant Leadership dreht klassische Hierarchien um. An der Spitze des Unternehmens steht nicht die Autorität der Führungskraft, sondern das Potenzial der Geführten, also der Mitarbeiter. Im Servant Leadership spielt der Chef als „dienende Führungskraft“ eine neue Rolle im Unternehmen.

Die primäre Aufgabe des Servant Leaders ist es, die Bedürfnisse von Mitarbeitern bei der Erledigung ihrer Aufgaben zu erfüllen. Mit Empathie, Wertschätzung und Gemeinschaftssinn sorgt er dafür, dass seine Mitarbeiter und das Unternehmen wachsen.

Ist „führen“ und „dienen“ ein Widerspruch? Welche Aufgaben hat ein Servant Leader in der Praxis? Wir geben einen Einstieg in ein spannendes Führungsthema. Kleiner Bonus: Am Ende des Artikels wartet eine Infografik zum Download.

Was ist Servant Leadership? Eine Definition

Servant Leadership oder „dienende Führung“ ist eine Haltung von Führungskräften, die sich an den  Bedürfnissen und Interessen von Mitarbeitern orientiert. Robert K. Greenleaf prägte den Begriff Servant Leadership bereits 1970 in seinem Essay „The Servant As Leader“. Heute ist der Führungsansatz besonders im agilen Umfeld beliebt. Servant Leader sind agile Führungskräfte, die sich nicht durch Autorität, sondern Empathie und Wertschätzung für ihre Mitarbeiter auszeichnen. Sie sichern Erfolge für das Unternehmen, indem sie Mitarbeitern Raum zur Selbstorganisation und persönlichen Entfaltung geben. Die Devise lautet: befähigen statt befehlen.

Servant Leader geben immer noch Anweisungen und die Richtung vor, verzichten jedoch auf einen Teil ihrer Entscheidungsmacht. Ihre Kompetenzen und Aufgaben bestehen primär darin, individuelle Mitarbeiterbedürfnisse zu identifizieren, Teams zu inspirieren und zu motivieren sowie Visionen für das Unternehmen zu schaffen.



Beispiel für Servant Leadership

In der klassischen Personalentwicklung war es üblich, dass Mitarbeiterin Müller die Weiterbildung X vorgegeben wurde, weil X als Bedarf im Unternehmen erkannt wurde. Ein agiler Personalentwickler, wie ein Servant Leader, würde den Mitarbeiter Müller fragen: Was brauchen Sie, um besser zu arbeiten? Welches Wissen fehlt Ihnen, um sich weiterzuentwickeln? Servant Leadership beginnt, Wenn Führungskräfte mit Mitarbeitern ins Gespräch gehen. Mehr in unserem Artikel: Personalentwicklung – Mitarbeiter beim Lernen zur Bestform begleiten.


3 Argumente für Servant Leader

  • Die Herausforderungen der agilen und digitalen Arbeitswelt können nicht mehr von einer führenden Person, sondern nur von selbstorganisierten Gemeinschaften gemeistert werden. Zusammenarbeit ist die Antwort, um einen Weg durch die Komplexität der Digitalisierung zu finden. Damit rückt die einzelne Führungskraft etwas in den Hintergrund und das Team sowie jeder einzelne Mitarbeiter in den Vordergrund.

  • Servant Leadership geht von einem besonderen Menschenbild aus. Selbstbestimmte Menschen, die das Vertrauen ihrer Führungskraft erhalten, arbeiten gewissenhafter, kreativer und effizienter. Oder für die Pragmatiker unter uns: Wertschöpfung wird durch Wertschätzung erzeugt.

  • Die Bedürfnisse und Werte der arbeitenden Bevölkerung ändern sich. Teams sind zunehmend altersgemischt und Mitarbeiter stammen vermehrt aus der Generation Y oder Generation Z. Servant Leader sind hervorragend für die unterschiedlichen Wünsche und Anforderungen im Generationen-Mix aufgestellt. Mehr in unserem Artikel: Generationenmanagement: Alt + Jung = Erfolg


Der Zusammenhang von Führung, Management und Leadership

Das Thema Servant Leadership wirft eine interessante Frage auf: Was ist Führung überhaupt? Führung wird oft als Überbegriff von zwei Ebenen verstanden:

Management und Leadership führen mit zwei Pfeilen zum Begriff Führung

  1. Führung als Management heißt, Menschen und Prozesse auf ein Ziel hin zu steuern. „Management“ bedeutet im Lateinischen so viel wie, „an der Hand führen“. In diesem Sinne meint Führung, etwas oder jemanden zu steuern, zu koordinieren oder zu organisieren. Es handelt sich um eine relativ trockene Beschreibung der „Führungskraft als Verwalter“ von organisatorischen Aufgaben im Unternehmen. Also kurz: Wer führt, der organisiert. Heute wird dagegen immer öfter von einer anderen Dimension von Führung gesprochen.

  2. Führung als Leadership beschreibt die besondere Fähigkeit, andere Menschen mit Zukunftsvisionen zu leiten. Der Begriff Leadership legt den Fokus stärker auf die Beziehung zwischen Menschen und nicht Prozessen. Unternehmensziele sollen außerdem mit Visionen, also positiven und motivierenden Zukunftsbildern erreicht werden. Ein „echter“ Leader oder „Anführer“ managt nicht nur andere Menschen, sondern überzeugt sie von seinen Visionen, Ideen und Werten. Seine Mitarbeiter gehorchen ihm nicht, sondern folgen ihm, weil sie an ihn glauben. Wir sehen, dass diese Definition den Begriff Führung mit mehr „Leben füllt“.

Hinter diesen zwei Dimensionen von Führung verbergen sich unterschiedliche Führungsstile und Menschenbilder. Führung ist immer eine Haltung, die sich innerhalb einer Kultur, Generation, eines Unternehmens und persönlicher Erfahrungen und Eigenschaften unterschiedlich ausdrücken kann.

Klassische Führung vs. Servant Leadership

Servant Leadership steht im Kontrast zum Bild der Führungskraft als Oberhaupt des Unternehmens:

Hierarchie-Pyramiden: Klassische Führung vs. Servant Leadership


Klassische Führung geht vom „autokratischen“ Chef aus, der „von oben herab“ über Mitarbeiter bestimmt. Die Führungskraft weiß, was gut für das Unternehmen ist und gibt als Allein-Entscheider Anweisungen an die Mitarbeiter. Die Belegschaft auf der eigenen Seite zu haben, spielt bei der autoritären Führung eine zweitranginge Rolle. Dieser Führungsstil hat im richtigen Kontext klare Vorteile: Autorität schafft Kontrolle, Ordnung und Sicherheit. Das Hierarchie-Modell entspricht einer Pyramide und unserer Betrachtungsweise von Führung als Management.

Der digitale Markt hat die Spielregeln jedoch sprichwörtlich auf den Kopf gestellt. Agile Führungsstile, wie das Servant Leadership, meistern die Herausforderungen der Digitalisierung, indem sie stärker menschenzentriert sind. Eines der agilen Prinzipien lautet: „Individuen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge“. Für Unternehmen sind es also die Bedürfnisse von Kunden und Mitarbeitern, die Erfolge leiten. Die Führungskraft trägt dabei die Verantwortung, Mitarbeitern zur Seite zu stehen

Servant Leadership beschreibt, wie Führung in der digitalen und agilen Arbeitswelt gelingt. Heute reicht ein autoritärer Führungsstil allein nicht mehr aus, weil die Welt sich verändert hat. Servant Leader schaffen Chancen und Räume für die Zusammenarbeit von Menschen in Unternehmen. Sie führen nicht länger nur von oben herab, sondern müssen Mitarbeitern auf Augenhöhe und sogar dienend begegnen.

Servant Leader Fähigkeiten – Was bedeutet es, als Führungskraft zu dienen?

Überblick über die wichtigsten Kompetenzen eines Servant Leaders

Empathie

Empathie beschreibt unser Einfühlungsvermögen, also die Fähigkeit, uns in andere Menschen hineinzuversetzen. Ein Servant Leader zeichnet sich durch seine emotionale Intelligenz aus, hört anderen Menschen aktiv zu und lernt, die Perspektiven anderer zu verstehen. Empathie steht auch in der Gewaltfreien Kommunikation eine zentrale Rolle, einer auf Kooperation ausgelegten Kommunikationsmethode.

Bescheidenheit

Dienen bedeutet selbstlos zu sein. Besonders Führungskräften, die sich neu im agile Leadership beweisen möchten, kann es schwer fallen, die eigene Machtposition aufzugeben. Servant Leadership funktioniert jedoch nur, wenn die Führungskraft eine „Hingabe“ für ihre Mitarbeiter zeigt. Dies bedeutet in der Praxis, sich ihnen in bestimmten Situationen unterzuordnen und ihnen den Vortritt zu lassen.

Vertrauenswürdigkeit

Vertrauen ist keine Einbahnstraße. Eine dienende Führungskraft muss das Vertrauen ihrer Mitarbeiter gewinnen und ihr eigenes Vertrauen in das Können und Wachstum ihrer Mitarbeiter setzen. Dies gelingt nur, wenn die Führungskraft ihre kommunizierten Visionen und Ideale auch vorlebt – also Integrität zeigt.

Gemeinschaftssinn

Gemeinschaftsdenken und Teambuilding sind zentrale Aspekte des Servant Leaderships. Eine Führungskraft muss die Bereitschaft und das Engagement mitbringen, mit und für andere Menschen zu arbeiten und gemeinsam Ziele zu erreichen. Die Teilhabe anderer Menschen an Entscheidungen sieht sie als Stärke und Chance für Erfolge.

Überzeugungskraft

Kommunikation ist der Dreh- und Angelpunkt dienender Führung. Servant Leader nutzen nicht ihre Autorität, sondern ihre Überzeugungsstärke, um Menschen zu bewegen. Kompetenzen im Konfliktmanagement und der Mediation sind ein Beispiel dafür, wie eine Führungskraft allein mit Worten auch negative Situationen im Team zu einem positiven Ergebnis führen kann.

Visionäres Denken

Servant Leader blicken immer in die Zukunft und denken an das Mögliche. Sie scheuen nicht davor, die notwendigen Schritte für Veränderungen zu gehen und sind Impulsgeber, um andere Menschen mit ihren Visionen anzustecken. Servant Leadership funktioniert nicht ohne die Fähigkeit, sich in die Zukunft hineinzuversetzen.

Wir bilden Führungskräfte zu Servant Leadern weiter

Als IFM Institut für Managementberatung brennen wir für neues Wissen aus dem Bereich Führung. Besonders Führungskräfte stehen in der Verantwortung, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Wir sind darauf spezialisiert, Fachwissen von Experten praxisnah an Fach- und Führungskräfte zu vermitteln: 

In unserer einmonatigen Weiterbildung Experte für Servant Leadership / Führen im agilen Umfeld im Bereich Personalwesen qualifizieren wir Akademiker und Facharbeiter in einem Monat mit der nötigen Expertise, um sich als Servant Leader auf dem Arbeitsmarkt in einem zukunftsweisenden Themengebiet zu beweisen.


 

Unser Seminar Servant Leadership – Führen auf Augenhöhe vermittelt Führungskräften das Know-how, um sich zukunftssicher weiterzuentwickeln. Unsere Experten geben Ihnen anwendungsnahes Wissen zur Hand, das Sie unmittelbar in die Unternehmenspraxis umsetzen können. 


Das Seminar Agiles Leadership – Führung neu denken richtet sich an Führungskräfte, die sich selbst und ihre Unternehmen in Bewegung bringen möchten. Nach 2 Tagen haben Sie eine nützliche Toolbox zur Hand, um Ihre Teams zur Selbstorganisation und Innovation zu steuern.



 

Infografik – Servant Leadership zusammengefasst


Infografik zeigt alles Wissenswerte zum Thema Servant Leadership: Was ist Führung? Wie sieht das Hierarchie-Modell aus? Welche Servant-Leader-Fähigkeiten gibt es?

 



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