Systemisches Coaching – Definition und Modelle
Die Antwort liegt in uns selbst
Ein Coaching ist eine Chance für viele Menschen, ihre eigenen privaten oder beruflichen Ziele zu verwirklichen. Eine grobe Idee zur Existenzgründung, fehlende Selbstsicherheit gegenüber anderen Menschen, ein Konflikt in der Partnerschaft oder Ängste nach einer Beförderung – die Gründe für ein Coaching sind nahezu unendlich und doch haben sie alle etwas gemeinsam. Die Lösung für jedes dieser Anliegen liegt für einen systemischen Coach in jedem von uns selbst. Manchmal fehlt uns jedoch die Zeit, Energie oder Fähigkeit, eine Herausforderung allein zu meistern. Ein Coaching kann uns dann den nötigen Impuls geben, um eine neue Perspektive auf uns selbst und unsere Umwelt zu bekommen.
Definition – Was ist systemisches Coaching?
Das systemische Coaching ist eine problem- und lösungsorientierte Methode, um Menschen bei einem selbstbestimmten Anliegen zu begleiten. Häufig ist das Anliegen eines Coachings, eine persönliche oder berufliche Veränderung oder Konfliktsituation zu überwinden. Die zwei Rollen in einem Coaching sind Coach und Coachee (auch: Klient).
Systemische Coaches betrachten das Anliegen eines Coachees immer in Bezug zu Systemen in seiner Umwelt, wie der Familie, Freunden oder dem Arbeitsplatz. „Systemisches Denken” oder der „systemische Ansatz” im Coaching meint also, den Blick aufs Ganze zu richten. Der Coach stellt dem Coachee dazu gezielt „systemische Fragen”, die ihn zum Nachdenken anregen und neue Perspektiven auf sein Anliegen geben.
In der Praxis findet ein Coaching als strukturierter Dialog auf Augenhöhe statt, den der Coach steuert. Dafür setzt er Methoden und Techniken aus den Bereichen Kommunikation und Konfliktmanagement ein, die ihm seine systemische Kompetenz, also die Fähigkeit zum systemischen Denken, verleihen. Das Ziel ist es dann, neue Handlungspotenziale im Coachee freizusetzen.
Beispiele für systemische Fragen
Systemische Fragen sind eine Fragetechnik, die einen Menschen zu einem Perspektivwechsel verleitet. Der Befragte soll sich in eine andere Situation oder die Position eines anderen Menschen aus seinem Umfeld (oder System) hineinversetzen. Beispiele für systemische Fragen sind:
- Was denken Sie, wie sich Ihre Chefin in der Situation fühlt?
- Wie würde Ihr Partner diese Frage beantworten?
- Wie haben Sie ähnliche Hürden früher überwunden?
- Wie würde Ihr Kollege auf diesen Vorschlag reagieren?
- Was würden Sie darauf antworten, wenn Sie Mitarbeitende wären?
- Was würden Sie tun, wenn Sie alleine entscheiden könnten?
- Was würden Ihre Freunde Ihnen raten?
Ein Coach kann systemische Fragen im Coachinggespräch einsetzen, um den Coachee zur Selbstreflexion anzuregen, Denkblockaden zu beseitigen und neue Lösungsideen finden zu lassen.
Der Coach hat die Fragen, der Coachee die Antworten.
Coaching ist Wegbegleitung
Wie arbeitet ein systemischer Coach? Systemisches Coaching hat eine beratende Funktion, ist jedoch nicht mit einer Beratung gleichzusetzen. Ein Berater gibt anderen Menschen Lösungen und Ratschläge. Ein Coach unterstützt Menschen, eigene Lösungswege leichter zu finden.
Im Herzen des systemischen Ansatzes steht also ein klares Menschenbild: Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit, seine eigenen Probleme zu überwinden. Besonders Veränderungen und Konflikte erweisen sich jedoch oft als schwierige Prozesse, die nicht jeder Mensch alleine bewältigen kann. Deshalb sind Coaches für ihre Rolle als Prozess- und Wegbegleiter ausgebildet.
Beratung ist inhaltsorientiert. Coaching ist prozessorientiert.
Gründe für ein Coaching
Am Anfang jedes Coachings steht die Anliegen- oder Zielklärung. Coach und Coachee einigen sich gemeinsam auf ein Anliegen, das im Gespräch geklärt werden soll. Ein Coachee kann bereits bei der Formulierung seines eigenen Anliegens Unterstützung brauchen. Schon an dieser Stelle kann der Coach Orientierung geben. Hier sind einige Beispiele für Ziele, die oft in Coachings erarbeitet werden:
- Klärung einer beruflichen oder privaten Vision: „Ich habe eine tolle Idee, mit der ich nicht weiterkomme.”
- Bewusstmachung der eigenen Ressourcen: „Ich weiß nicht, was ich gut kann.”
- Orientierung für Berufswechsel: „Ich möchte etwas ändern, aber weiß nicht wie.”
- Selbstverwirklichung im Beruf: „Ich bin nicht glücklich in meinem Job.”
- Verbesserung des Zeit- und Selbstmanagements: „Ich fühle mich ständig gestresst.”
- Selbstbewusstsein steigern: „Ich bin bei Entscheidungen immer unsicher.”
- Stärkung der eigenen Resilienz bei Konflikten: „Ich weiß nicht, wie ich für meine Meinung einstehen kann.”
- Eigene Kommunikation verbessern: „Ich möchte mehr präsent sein, wenn ich vor anderen spreche.”
- Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche: „Ich bin einfach nicht gut in Bewerbungsgesprächen.”
- Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt (z. B. nach Arbeitslosigkeit oder Burnout): „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.”
- Wunsch nach Selbstständigkeit (Existenzgründung): „Ich habe Fragen zum Prozess der Existenzgründung.”
- Beziehungskonflikt: „Ich streite mich ständig mit meinem Partner.”
Vorteile eines Coachings
Was nehmen Menschen aus einem Coachingprozess mit?
- Förderung der persönlichen oder beruflichen Weiterentwicklung
- Aktivierung der eigenen Ressourcen
- Klarheit für die eigene Situation
- Erweiterung der eigenen Kompetenzen und Handlungsmöglichkeiten
- Orientierung und Perspektiven für die unmittelbare Zukunft
- Entdecken neuer Strategien
- Austausch mit einem Experten auf Augenhöhe
Die Stärken des Coachings zeigen auch, wie vielfältig die Methode eingesetzt werden kann. Heute lassen sich deshalb auch Führungskräfte als Coaches weiterbilden. Denn Empathie, Wertschätzung und Konfliktmanagement sind die Kompetenzen, die sogenannte Servant Leader brauchen, um Mitarbeitende zu ihrer Bestform zu befähigen.
Wir leben in einer Zeit des extremen Tempos. Der permanente Wandel beeinträchtigt unser privates und berufliches Umfeld. Viele Menschen kommen mit den Veränderungen in ihrem Leben nicht hinterher. In unserem Artikel Wie ein Coaching Menschen neuen Wind gibt gehen wir weiter darauf ein, wer sich warum für ein Coaching entscheidet.
Modelle im systemischen Coaching
Seit nahezu 30 Jahren qualifizieren wir systemische Coaches und Mediatoren in unseren Weiterbildungen. Unseren Erfahrungen nach gibt es drei grundlegende Methoden, die jeder angehende und praktizierende Coach kennen sollte:
Die Transaktionsanalyse (TA)
Die Transaktionsanalyse von Eric Berne hat nichts mit Finanzen, sondern mit zwischenmenschlicher Kommunikation zu tun. Wenn zwei Menschen sich unterhalten, tauschen sie automatisch verbale und nonverbale Botschaften miteinander aus. Laut der TA hat jeder Mensch dabei drei Ich-Zustände, die beeinflussen, wie wir unsere Wirklichkeit erleben, interpretieren und verändern: das „Eltern-Ich”, das „Erwachsenen-Ich” und das „Kindheits-Ich”. Zu dem Konzept gehört außerdem eine Reihe von positiven Grundannahmen über den Menschen, die in dem Satz „Ich bin OK. Du bist OK.“ zusammengefasst wird. Jeder Mensch habe zum Beispiel die Fähigkeit, sein Leben verantwortungsvoll selbst zu gestalten.
Nutzen: Die TA ist ein hilfreiches Diagnose-Tool für die Arbeit eines Coaches. Sie hilft, die Persönlichkeit, Beziehungen und das Anliegen eines Coachees besser zu greifen. Sie vermittelt außerdem das Herzstück des systemischen Coachings: Lösungen liegen in jedem Menschen selbst.
Das Innere Team
Das Innere Team ist eine Modell des berühmten Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun. Kommunikation findet nicht nur zwischen Menschen, sondern auch in uns selbst statt. Jeder Mensch hat bei Entscheidungen verschiedene „Stimmen“ in sich, die sprechen, diskutieren und auch streiten. Diese innere Pluralität zu verstehen ist wichtig, damit verschiedene Stimmen bei unterschiedlichen Entscheidungen das innere Team führen können.
Nutzen: Ein Coach kann mit dem inneren Team lernen
- seine eigene Rolle als Coach besser zu verstehen,
- die Persönlichkeit seines Coachee schneller zu analysieren und
- einem Coachee das eigene innere Team aufzuzeigen, um neue Perspektiven zu öffnen und seine Selbstsicherheit zu stärken.
Gewaltfreie Kommunikation (GFK)
Die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg setzt bewusst Empathie in der Kommunikation und Lösung von Konflikten ein. In Gesprächen nutzen wir oft gewollt oder ungewollt emotional geladene Aussagen, wie moralische Verurteilungen, Schuldzuweisungen oder Forderungen. In seinem Konzept zeigt Rosenberg, wie wir selbst in Streitgesprächen sachlich und wertschätzend mit anderen umgehen können. Die Methode folgt dabei einem „Gesprächsmuster”:
- Beobachtung schildern
- Gefühl ausdrücken
- Bedürfnis formulieren
- Bitte aussprechen
Nutzen: Die GFK hilft Coaches, Menschen in Konfliktsituationen mit Partnern, Kollegen oder Vorgesetzten zu moderieren und ihnen ein wirkungsvolles Werkzeug an die Hand zu geben, um zukünftige Konflikte geschickter zu lösen.
Was verdient ein systemischer Coach?
Das durchschnittliche Gehalt eines systemischen Coaches in Deutschland liegt bei 40.000 bis 43.500 €.
Wie bei den meisten Berufen ist das Gehalt von vielen Faktoren abhängig. Ein Coach hat die besten Chancen auf ein höheres Gehalt im Süden Deutschlands in Städten wie München, Frankfurt am Main oder Stuttgart. Auch mit steigender Berufserfahrung und Spezialisierung, z. B. als Agile Coach, gibt es viel Luft nach oben.
Wie kann ich Coach werden?
Der beste Weg, um Coach zu werden, ist eine Weiterbildung. Es gibt in Deutschland keine klassische (Berufs-)Ausbildung zum Coach. Der Begriff „Coach“ ist nicht geschützt, d. h. jeder kann sich als Coach bezeichnen. Jedoch gibt es Institutionen, die Weiterbildungsanbieter für eine Coaching-Weiterbildung zertifizieren. Das sind oft Zusammenschlüsse von Experten, Coaches und Beratern, die Mindestanforderungen an eine Weiterbildung zum Coach definieren.
Unsere Empfehlung
Wir vom IFM empfehlen Ihnen, einen zertifizierten Weiterbildungsanbieter zu suchen, der Ihnen nachgewiesene Qualitätsstandards zusichert und bei dem Sie sich wohl fühlen. Das funktioniert, wie vor einem Coaching selbst, am besten durch ein Kennenlerngespräch.
Coaching hat einen besonderen Platz in unserer Geschichte. Wir unterstützen seit 30 Jahren Menschen dabei, Coaches zu werden oder Ihre Ziele in einem Coaching zu finden. Mitarbeitende und ein Mitglied unserer Geschäftsführung sind selbst ausgebildete Coaches. Heute können wir auf ein Netzwerk an tollen Coaching-Experten zurückgreifen und bieten verschiedene Coaching-Formate an:
Weiterbildung mit Förderung für Privatpersonen
- Systemischer Coach zertifiziert vom Qualitätsring Coaching und Beratung e. V. / Mediator nach ZMediatAusbV: Unsere Kurs bündelt unsere Expertise aus dem systemischen Coaching, mit der Sie eine praxisnahe Qualifizierung erleben. Unser Kurs ist vom QRC zertifiziert und mit einem Bildungsgutschein von der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter förderfähig. Die Weiterbildung findet über vier Monate als Präsenzkurs in Berlin oder Potsdam oder bundesweit online statt.
Seminare Fach- und Führungskräfte in Unternehmen
- Die Führungskraft als Coach: Microsoft-Gründer Bill Gates sagte bei einem TED-Talk: „Everyone needs a coach”. Eine Weiterbildung als Coach schärft genau die Kompetenzen, die heute von einer Führungskraft auf dem digitalen und agilen Arbeitsmarkt verlangt werden. In unserem zweitätigen Seminar finden Sie neue Wege, Ihre persönliche Führungsrolle weiterzuentwickeln.
- Der Trainer als Coach und Mediator in Konfliktsituationen: Dieses Seminar richtet sich an Trainer, Dozenten und Lehrer, die Ihre Fähigkeiten in der Wissensvermittlung mit Know-how im Konfliktmanagement ergänzen möchten. Wie erkenne ich Konflikte rechtzeitig? Wie kommuniziere ich auch in Konflikten wertschätzend? In zwei praxisnahen Tagen finden Sie Antworten.
Sie suchen selbst einen Coach, um Ihr Anliegen zu lösen?
- Jobcoaching: In unserem Jobcoaching richten wir uns an Menschen, die etwas bewegen möchten. Unser Coaching ist förderfähig über einen AVGS von der Bundesagentur für Arbeit oder dem Jobcenter.
- Business Coaching: In unserem Business Coaching finden Sie verschiedene Formate, die auf die individuellen Bedürfnisse von Fach- und Führungskräften im Unternehmenskontext zugeschnitten sind.